Haben Sie gerade Ihren Job gewechselt oder planen, sich auf eine neue Stelle zu bewerben? Dann sollten Sie bei Ihrem vergangenen Arbeitgeber nach einem Arbeitszeugnis fragen. Doch was genau sagen die Formulierungen in Ihrem Arbeitszeugnis über Ihre Leistung und Ihr Verhalten aus? Die Sprache in solchen Dokumenten ist oft nicht so klar und eindeutig, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Erfahren Sie hier, welche Inhalte ein Arbeitszeugnis haben sollte, welche Formulierungen gängig sind und wie Sie versteckte Botschaften erkennen können.
Das Wichtigste zum Arbeitszeugnis in Kürze
- Ein einfaches Arbeitszeugnis beschränkt sich auf Grunddaten und Tätigkeitsbeschreibungen, während ein qualifiziertes Arbeitszeugnis detaillierte Bewertungen zu Leistung und Verhalten enthält.
- Verstärker wie „stets“ oder „voll und ganz“ sowie klare Dankesformeln und Zukunftswünsche sind wichtige Formulierungen für ein positives Arbeitszeugnis.
- Versteckte Kritik im Arbeitszeugnis kann durch vage Formulierungen oder das Fehlen von Lob und Zukunftswünschen signalisiert werden.
- In Deutschland haben Sie grundsätzlich einen gesetzlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis nach Beendigung eines Arbeitsverhältnisses.
- Prüfen Sie Ihr Zeugnis genau und fordern Sie höflich Nachbesserungen, um Ihre beruflichen Chancen zu maximieren.
Brauchen Sie Hilfe mit Ihrem Arbeitszeugnis? Unsere Experten schauen sich Ihr Arbeitszeugnis gerne an.
Was ist ein Arbeitszeugnis?
Das Arbeitszeugnis stellt eine schriftliche Beurteilung des Arbeitnehmenden durch den Arbeitgeber dar, welches nach Beendigung eines Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird. Ein Arbeitszeugnis wird bei zukünftigen Bewerbungen hinzugefügt und soll als Referenz für zukünftige Arbeitgeber dienen und Auskunft über die vorherigen Tätigkeit, Leistungen und Verhalten des Mitarbeiters geben. Dabei unterscheidet man zwischen einem einfachen und einem qualifizierten Arbeitszeugnis.
Inhalt eines einfachen Arbeitszeugnisses
Ein einfaches Arbeitszeugnis enthält nur die wesentlichen Fakten über das Arbeitsverhältnis. Dazu gehören:
- Persönliche Angaben: Name des Arbeitnehmers und Geburtsdatum
- Dauer des Beschäftigungsverhältnisses: Von wann bis wann ging das Arbeitsverhältnis bei dem Unternehmen?
- Tätigkeitsbeschreibung: Kurze, sachliche Beschreibung der Aufgaben
Ein einfaches Arbeitszeugnis wird häufig dann verwendet, wenn die berufliche Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer keine tiefere Bewertung erfordert. Dies ist beispielsweise bei kurzfristigen Arbeitsverhältnissen, Nebenjobs oder Praktika der Fall, bei denen die Tätigkeit oft begrenzt war und keine umfassende Einschätzung der Leistung oder des Verhaltens möglich oder notwendig ist.
Inhalt eines qualifizierten Arbeitszeugnisses
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis geht weit über die grundlegenden Angaben eines einfachen Zeugnisses hinaus. Es bietet zukünftigen Arbeitgebern einen detaillierten Einblick in die berufliche Leistung, das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden sowie die Kompetenzen des Mitarbeiters.
Jeder Abschnitt ist darauf ausgelegt, ein umfassendes Bild des Mitarbeiters zu zeichnen und seine Eignung für zukünftige Aufgaben zu bewerten. Die folgenden Punkte erläutern, welche Inhalte ein qualifiziertes Arbeitszeugnis typischerweise umfasst.
1. Angaben zur Person
Das qualifizierte Arbeitszeugnis beginnt mit den grundlegenden Informationen über den Arbeitnehmer, ähnlich wie beim einfachen Zeugnis.
2. Beschreibung der Tätigkeiten
Eine ausführliche Darstellung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten zeigt, welche Fähigkeiten und Kenntnisse der Arbeitnehmer in der Praxis eingesetzt hat.
3. Leistungsbeurteilung
Hier wird bewertet, wie gut der Mitarbeiter seine Aufgaben erfüllt hat. Aspekte wie Arbeitsqualität, Effizienz und Eigeninitiative stehen im Fokus.
4. Sozialverhalten und Zusammenarbeit
Dieser Abschnitt beschreibt den Umgang des Arbeitnehmers mit Kollegen, Vorgesetzten und Kunden. Eine positive Bewertung ist entscheidend für zukünftige Arbeitgeber.
Wichtig für Sie
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis dient als wichtiges Referenzdokument für neue Arbeitgeber. Es gibt Aufschluss über die beruflichen und persönlichen Kompetenzen des Bewerbers und beeinflusst maßgeblich den Eindruck, den potenzielle Arbeitgeber gewinnen.
Formulierungen im Arbeitszeugnis: Versteckte Botschaften entschlüsseln
Arbeitszeugnisse verwenden häufig standardisierte Formulierungen, die auf den ersten Blick positiv wirken, aber versteckte Redewendungen enthalten können.
Beispiele für positive und negative Formulierungen
Beispiele für positive Bewertungen
- „Herr/Frau [Name] erfüllte die Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.“
- „Herr/Frau [Name] zeigte stets eine ausgezeichnete Arbeitsbereitschaft und übertraf die Anforderungen in jeder Hinsicht.“
- „Er/Sie setzte seine/ihre umfassenden Fachkenntnisse gewinnbringend ein.“
Beispiele für negative Bewertungen
- „Herr/Frau [Name] war bemüht, die Aufgaben zufriedenstellend zu erledigen.“
- „Sein/Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war insgesamt in Ordnung.“
- „Herr/Frau [Name] führte die ihm/ihr übertragenen Aufgaben mit Anleitung aus.“
Manchmal verstecken sich in Arbeitszeugnissen geschickt formulierte Kritikpunkte, die auf den ersten Blick neutral oder sogar wohlwollend wirken. Eine solche Formulierung könnte beispielsweise lauten:
- „Er/Sie zeigte Verständnis für die übertragenen Aufgaben.“
Diese Aussage klingt zunächst positiv, da sie darauf hinweist, dass die Person die gestellten Aufgaben verstanden hat. Hier steckt allerdings eine versteckte Kritik: Der Satz deutet darauf hin, dass der Arbeitnehmer die Anforderungen zwar nachvollziehen konnte, jedoch Schwierigkeiten hatte, diese erfolgreich in die Praxis umzusetzen.
Häufige Sätze im Arbeitszeugnis und ihre Interpretation
Hinter vielen Formulierungen verbirgt sich oft eine klare Notenskala, die Rückschlüsse auf die tatsächliche Leistung und das Verhalten des Mitarbeiters zulässt. Schon kleine Nuancen in der Wortwahl können große Unterschiede in der Bewertung ausmachen.
Die folgenden Beispiele zeigen, wie unterschiedliche Formulierungen als versteckte Noten interpretiert werden können:
- Sehr gut: „Er/Sie war eine äußerst wertvolle Bereicherung für unser Team.“
- Gut: „Seine/Ihre Leistungen haben unsere Erwartungen voll und ganz erfüllt.“
- Befriedigend: „Seine/Ihre Leistungen entsprachen den Anforderungen.“
- Ausreichend: „Er/Sie hat die ihm/ihr übertragenen Aufgaben ordnungsgemäß erledigt.“
Wissen Sie Bescheid
Schon kleine Abweichungen wie „stets“ oder „vollkommen“ können die Bewertung erheblich beeinflussen. Ein Zeugnis ohne solche Verstärker wirkt schnell weniger überzeugend.
Wie Sie Ihr Arbeitszeugnis richtig analysieren
Ein Arbeitszeugnis ist mehr als nur ein formelles Dokument – es kann entscheidend dafür sein, wie potenzielle Arbeitgeber Sie wahrnehmen. Doch wie erkennen Sie, ob Ihr Zeugnis tatsächlich positiv ist oder möglicherweise versteckte Kritik enthält?
Eine systematische Analyse kann helfen, Stolperfallen zu vermeiden und sicherzustellen, dass Ihr Zeugnis Ihre beruflichen Stärken widerspiegelt. Nutzen Sie die folgende Checkliste, um die wichtigsten Merkmale eines guten Arbeitszeugnisses zu überprüfen.
Checkliste: Anzeichen für eine gute Bewertung
- Verwendung von Verstärkern: Ihr Zeugnis enthält positive Adjektive und Begriffe wie „stets“, „voll und ganz“ oder „äußerst“, die Ihre Leistungen hervorheben.
- Klare Dankesformeln: Am Ende des Zeugnisses wird Ihre Arbeit ausdrücklich gewürdigt.
- Positive Zukunftswünsche: Der Arbeitgeber wünscht Ihnen ausdrücklich Erfolg und alles Gute, was eine wertschätzende Haltung signalisiert.
- Konsistenz: Es gibt keine Widersprüche zwischen den einzelnen Abschnitten des Zeugnisses, und die Bewertung zieht sich stimmig durch den Text.
- Detaillierte Leistungsbeschreibung: Ihre Aufgaben und Erfolge werden konkret und ausführlich beschrieben.
Checkliste: Alarmzeichen für versteckte Kritik
- Vage oder neutrale Formulierungen: Sätze wie „Er/Sie erfüllte die Aufgaben im Großen und Ganzen zufriedenstellend“ deuten auf mittelmäßige Leistungen hin.
- Fehlender Dank oder Zukunftswünsche: Ihr Zeugnis endet neutral oder ohne positive Abschiedsformel – ein potenzielles Warnsignal.
- Überbetonung von Selbstverständlichkeiten: Wenn Alltägliches, wie Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit, übermäßig hervorgehoben wird, könnte dies auf einen Mangel an positiven Aspekten hinweisen.
- Fehlende Verstärker: Aussagen wie „Er/Sie hat die Aufgaben erledigt“ wirken neutral oder wenig überzeugend.
- Unklare Formulierungen: Sätze, die sich mehrdeutig interpretieren lassen, können versteckte Kritik enthalten.
Was tun bei einem unklaren oder negativen Arbeitszeugnis?
Ein Arbeitszeugnis, das unklar formuliert ist oder negative Bewertungen enthält, kann Ihre berufliche Zukunft erheblich beeinflussen. Doch Sie sind nicht machtlos – es gibt sowohl rechtliche als auch praktische Möglichkeiten, um gegen ein solches Zeugnis vorzugehen.
Rechtliche Möglichkeiten gegen ein negatives Arbeitszeugnis vorzugehen
Nach § 109 der Gewerbeordnung haben Sie einen Anspruch auf ein wohlwollendes Zeugnis. Das bedeutet, dass Ihr Arbeitszeugnis so formuliert sein muss, dass es Ihre berufliche Weiterentwicklung nicht behindert.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass das Zeugnis diesen Anspruch verletzt, können Sie rechtlich dagegen vorgehen. Ein Arbeitszeugnis darf weder grobe Fehler enthalten noch absichtlich abwertend formuliert sein.
Tipps zur Nachbesserung Ihres Arbeitszeugnisses
Bevor Sie rechtliche Schritte einleiten, gibt es einige praktische Maßnahmen, die Sie ergreifen können:
- Sorgfältige Prüfung: Lesen Sie Ihr Zeugnis aufmerksam durch und achten Sie auf Rechtschreibfehler, unklare Formulierungen oder inhaltliche Widersprüche.
- Höfliche Anfrage zur Anpassung: Wenden Sie sich freundlich an Ihren Arbeitgeber und bitten Sie um konkrete Änderungen. Oftmals lässt sich das Problem auf diese Weise unkompliziert lösen.
- Rechtlicher Beistand: Wenn eine Einigung mit dem Arbeitgeber nicht möglich ist, sollten Sie juristischen Rat einholen. Ein Anwalt für Arbeitsrecht, wie die von Allright, kann Sie dabei unterstützen, Ihre Ansprüche durchzusetzen.
Ihr Arbeitszeugnis: Worauf es wirklich ankommt
Ein Arbeitszeugnis ist ein zentraler Baustein Ihrer beruflichen Weiterentwicklung. Ob einfach oder qualifiziert – der Inhalt muss korrekt, vollständig und wohlwollend sein. Besonders die Formulierungen spielen eine entscheidende Rolle, da sie oft versteckte Botschaften enthalten können. Nutzen Sie Checklisten und Tipps, um Ihr Zeugnis zu analysieren, und scheuen Sie sich nicht, Anpassungen zu verlangen, wenn Kritik ungerechtfertigt erscheint.
Wie kann Allright Ihnen bei Ihrem Arbeitszeugnis weiterhelfen?
Sie haben ein Arbeitszeugnis erhalten und wissen nicht ganz weiter oder Ihr Arbeitgeber weigert sich, Ihnen ein Zeugnis auszustellen? Keine Sorge, denn wir helfen Ihnen entweder versteckte Formulierungen aufzudecken und dagegen vorzugehen oder ein Arbeitszeugnis von Ihrem Arbeitgeber einzuholen.
Bei weiteren arbeitsrechtlichen Problemen stehen Ihnen die Rechtsexperten von Allright mit Rat und Tat zur Seite. Wir setzen uns für Ihr Recht und Ihre Abfindung bei unfairen und unbegründeten Aufhebungsverträgen, Abmahnungen, Kündigungen und ausstehenden Zahlungen ein.
Allright ist Ihr zuverlässiger Partner und bietet Ihnen umfassende Dienstleistungen, um Sie in diesen Fällen zu unterstützen. Nutzen Sie den Arbeitszeugnis-Check von Allright oder beauftragen Sie uns damit, Ihre Kündigung oder ähnliches zu überprüfen.
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